Die Davoser Schule

Wo früher Schule nur Knabensache war, das Schreiben von Aufsätzen selten war und Unterricht in fremden Sprachen eher ein Fremdwort war, findet man heute geleitete und organisierte Schulen vor. Das Schwergewicht liegt in der Diversifikation von Sprachen, Handwerklichem, Technischem, Mathematischem und Gestalterischem, Mädchen sind gleich berechtigt wie die Burschen und Kinder mit besonderen Bedürfnissen finden ebenso ihren Platz an öffentlichen Schulen.

Neben den ersten Volksschulen begegnen wir in Davos schon früh (um 1590) Lateinschulen, die aber vermutlich nur den wohlhabenden Bürgern offenstanden. Wie am Platz, so müssen zu Anfang des 17. Jahrhunderts, vielleicht auch schon früher, wenigstens in einzelnen anderen Nachbarschaften bzw. Fraktionen Schulen bestanden haben. Leider fehlen genaue Angaben über Jahre oder sogar Tage, wann in einem bestimmten Ort zum ersten Mal Schule gehalten wurde.

Die Volksschulen waren anfänglich auch in Davos Privatschulen. Es waren aber weder die Kirchgemeinde noch die politische Gemeinde, sondern die Eltern, die für die Anstellung von Lehrern sorgten. Die Gründung einer öffentlichen Schule in Davos Platz bahnte sich 1719 an und wurde mit der Wahl des Schreibers Christian Roffler von Fideris mit Schulbeginn am 14. September 1721 Tatsache. Zuerst wurde, wie bei der Gründung vorgesehen, das ganze Jahr über Schule gehalten. Ab 1721 beschloss die Obrigkeit, "die Schul auf St. Gallentag anzufangen bis Ostern damit zu Continuieren". Im Laufe der Zeit schuf man in den anderen Fraktionen ebenfalls Schulen mit öffentlichem Charakter.

1829 hatte Davos Platz zwei Gemeindeschulen, eine davon im Dischma. Platz besass am Stützli ein neues, zweckmässiges Schulhaus mit zwei Stuben. Während fünf Monaten besuchten 70 - 80 Kinder die Schule am Platz in zwei Hauptklassen mit Unterabteilungen, 16 - 20 Kinder die Schule im Dischma, aber bloss drei Monate lang. Für die damalige Zeit nicht selbstverständlich wurden neben den gewöhnlichen Fächern seit 1829 planmässig deutsche Sprache, das Schreiben von Aufsätzen, Geographie und Geschichte unterrichtet. Die Schule besass damals für jede Klasse eigene Schulbücher, 12 Exemplare Gesangsbücher, 24 Bibeln, 20 Handfibeln, 40 Exemplare Zschokkes Schweizergeschichte und Schweizer Landkarten.

Die sieben Schulräte wurden von der Gemeinde Davos Platz gewählt und waren für die Anstellung der Lehrer und für die Aufsicht der Schule zuständig. Der Oberlehrer wurde mit 60 fl. (Gulden), der Unterlehrer mit 53 fl. und der Lehrer im Dischma mit 36 fl. entlöhnt. Weil die vorhandenen Fonds für die Besoldung der Lehrer nicht ausreichten, bezahlten die betreffenden Schülereltern Beiträge. Die Entrichtung dieses Schulgeldes nannte man "Ufbuotz", später meistens "Schulschnitz".

In Frauenkirch besuchten 36 Schulkinder während 4,5 Monaten die Schule in einer geräumigen Stube im Pfarrhaus, in Sertig und Clavadel 14 Kinder in einem gemieteten Schullokal. Der Schulfonds von Frauenkirch betrug 30, jener im Sertig acht Gulden. Die Lehrer erhielten monatlich elf fl. Ein scheinbar gemeinsamer Schulrat mit sechs Mitgliedern bestellte die Lehrer dieser Fraktionen und es war ihm die Schulaufsicht anvertraut. Die Schule besass etliche Schiefertafeln und Testamente. Als Lesebücher galten das St. Galler Gesangsbuch, sowie die Gabriel'schen Fragebücher und Hübner.

Glaris hatte ein Schulhaus mit zwei Stuben und 70 Kindern in Abteilungen gesondert, wobei nicht nur der Lehrer, sondern auch der Pfarrer nebst dem Religions- auch Deutschunterricht erteilte. Die Auswahl an Lehrmitteln war hier verhältnismässig gross. Als Schulrat amteten der Pfarrer und die Kirchenvögte, die auch den Lehrer anstellten. Die Aufsicht aber hatte der Pfarrer inne. Der Fonds, zu dessen Vermehrung offenbar nichts geschah, warf 40 fl. Zins ab. DEr Lehrer bekam davon monatlich 12 fl.

Im eigenen Schulhaus von Monstein gingen etwa 30 - 40 Kinder während 4 - 4,5 Monaten zur Schule, die etwa ähnlich wie die in Glaris funktionierte. Der Lehrerlohn mit monatlich 13 fl. und 40 kr. war etwas höher. Den Schulrat bildeten "die Väter der Schulkinder".

Im Dörfli gab es seit 1829 ein neues Schulhaus mit zwei wohleingerichteten Schulen. Etwa 100 Kinder in zwei Hauptklassen eingeteilt, besuchten während sechs Monaten die Schule, die eine ansehnliche Anzahl Lehrmittel besass. Der Schulfonds, aus einer Alp bestehend, war 70 fl. ab. Er wurde durch ein Legat von 100 fl., sowie durch Überlassung der Handänderungsgebühren vermehrt. Der Lehrer und sein Gehilfe bezogen ein Jahresgehalt von 120 fl., das durch gleichmässige Beiträge der Schülereltern vollends gedeckt wurde. Die sieben Schulräte wurden vom Pfarrer ernannt; sie wählten den Lehrer, versammelten sich aber selten; denn die spezielle Aufsicht übte allein der Pfarrer aus. Laret hatte noch keine eigentliche öffentliche Schule, wohl aber eine eigene Schulstube und einen Vorsteher.

Im Vergleich mit den Berichten der anderen Schulen der reformierten Gemeinden des Kantons kann festgehalten werden, dass die Landschaft Davos für die damalige Zeit recht gut ausgebaute, teilweise fortschrittliche Volksschulen besass.

Neue Schulstufen
Im Inspektoratsbericht aaus dem Schuljahr 1889/90 begegnet man erstmals dem Begriff Realschule, später Sekundarstufe genannt. Im Dorf und und auch in Glaris hätte man ebenfalls gerne Sekundarschulen eingeführt, doch der Kanton weigerte sich, in einer politischen Gemeinde mehr als eine Sekundarschule zu subventionieren. Die Platzer Sekundarschule stand somit allen Schülern der Landschaft Davos offen, wobei der Übertritt nach der 6. Klasse aufgrund einer Aufnahmeprüfung erfolgte. Im Jahre 1918 meldeten sich 79 Kinder zur Aufnahmeprüfung.

Die erste Spezialklasse für Schüler, die dem Unterricht der Regelklassen nicht folgen konnten, wurde 1945 eingeführt. Später wurden diese Abteilungen auch Hilfsschulen genannte, dann hiessen sie Kleinklassen. Anfänglich erfolgte die Einweisung dieser Schüler auf Antrag des Schularztes, ab 1972 durch die Schulberater des Schulpsychologischen Dienstes Graubünden.

Die Schule heute
Heute unterrichten rund 140 Lehrpersonen ca. 960 Schülerinnen und Schüler (inkl. Kindergarten) in 11 Kindergärten und 7 Schulhäusern zwischen Davos Dorf und Wiesen. In allen Schulhäusern wird integrativ unterrichtet, in Davos Platz und Davos Dorf findet zudem Förderunterricht für Fremdsprachige statt, in Davos Platz werden besonders begabte Kinder gefördert. Seit Sommer 2015 wird eine Talentschule für ambitionierte Sportler/innen und Musiker/innen angeboten.